Gedenken
13. August - Jahrestag des Mauerbaus 1961
In den frühen Morgenstunden des 13.08.1961 begannen bewaffnete Kräfte in Ostberlin damit, an der Grenze zu West-Berlin Stacheldrahtsperren aufzubauen und wenige Tage später inmitten Berlins eine erste Mauer zu errichten. Zugleich verstärkten die DDR-Verantwortlichen auf Weisung sowjetischer Militärs die Grenzsicherung an der Demarkationslinie zur Bundesrepublik und verlegten bald darauf die ersten Minenfelder. Bis zu diesem Sonntag im August 1961 hatten seit Gründung der DDR mehr als 2,5 Mio. Menschen das Land Richtung Westen verlassen. Mit den Absperrmaßnahmen vom 13. August 1961 und den Folgehandlungen sicherte die DDR ihr Überleben. Deswegen wird der Tag auch als „zweiter Geburtstag“ der DDR bezeichnet.
Unsere zur Thematik vorrätigen Publikationen beschäftigen sich mit dem Ereignis selbst, seiner Vorgeschichte, den Folgen und dem zeitlichen Umfeld - spannen aber auch den Bogen vom eigentlich Geburtstag am 7.10.1949 zum „zweiten“ am 13.08.1961.
Publikationen der LZT zum Mauerbau
Veranstaltung/Gedenken
Sven Felix Kellerhoff: Mord an der Mauer. Als die Welt Peter Fechter beim Sterben zusah
10.08.2022 | 18:30 | Geisa, Haus auf der Grenze, Platz der Deutschen Einheit 1
Vor 60 Jahren ereignete sich das öffentliche Sterben von Peter Fechter, der von DDR-Grenzern angeschossen wurde. Mit der Buchvorstellung in Geisa erinnern wir an das schreckliche Geschehen, die Reaktionen darauf und zugleich an den Mauerbau 1961, dessen Jahrestag am 13. August bevorsteht.
Weit mehr als eine Stunde dauerte das öffentliche Sterben des 18-jährigen Peter Fechter am 17. August 1962. ‘So helft mir doch, helft mir doch!‘, waren seine letzten Worte. Er verblutete von DDR-Grenz‘schützern‘ angeschossen, im Todesstreifen der Berliner Mauer. Dieser Mord geschah vor den Augen der Welt: Berlin Mitte, am frühen Morgen, von vielen Zeugen beobachtet, fotografiert, ja, sogar gefilmt. Damit wurde er zu der Symbolfigur für die Menschenverachtung des DDR-Regimes. Lars-Broder Keil und Sven Felix Kellerhoff schreiben die Vorgeschichte - das Leben von zwei fluchtwilligen jugendlichen Freunden im Osten Berlins, das Drama des - für Peter Fechter - gescheiterten Fluchtversuchs, die Reaktionen im Westberlin Willy Brandts und die Rezeption bis heute. Zum 60. Jahrestag erscheint dieses erschütternde Buch grundsätzlich überarbeitet und aktualisiert, als Erinnerung an die Brutalität der deutschen Teilung.
Sven Felix Kellerhoff, geb. 1971, war als Journalist u. a. für die Berliner Zeitung, die Badische Zeitung und den Bayerischen Rundfunk tätig. Seit 1997 arbeitet er bei der WELT, seit 2003 dort als Leitender Redakteur für Zeit- und Kulturgeschichte, seit 2012 zusätzlich als Leiter des History Channel WELTGeschichte.
Eintritt frei! Anmeldung erbeten unter E-Mail: veranstaltungen@pointalpha.com
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Neu im Team der LZT
Herzlich willkommen!
Julian Kusebauch ist Politik- und Geschichtswissenschaftler mit Schwerpunkten in historischem Lernen und Gedenkstättenpädagogik. Er ist langjähriger freier Mitarbeiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora und war zuletzt als wissenschaftlicher Volontär im Erinnerungsort Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz in Erfurt tätig.
Er ist in der LZT seit dem 1. August 2022 in Nachfolge von Peter Reif-Spirek zuständig für das Referat 1 mit den Themenschwerpunkten: Politische Soziologie/Politischer Extremismus; insbesondere Rechtsextremismus, Antisemitismus/Antisemitismusprävention, Nationalsozialismus und NS-Gedenkstättenarbeit, Rassismus/Antirassismus sowie Jugendbildung und –politik; Jugendkulturen in Geschichte und Gegenwart.
Neuerscheinung
Das MOSAIK von Hannes Hegen - Comic in der DDR
Der Eine schwarz-, der Zweite blond- und der Dritte rothaarig. So tauchten Dig, Dag und Digedag vor 67 Jahren erstmals auf dem Titelblatt der Zeitschrift MOSAIK auf - der einzigen, durchgängigen Comic-Heftreihe, die in der DDR erschienen ist. Eine Reise in Kindertage ist es für praktisch jeden, der in der DDR aufgewachsen ist, wenn er ein Mosaik der Digedags in den Händen hält.
Prof. Bernd Lindner, Kulturhistoriker und –soziologe, hat für die LZT die Broschüre „Das MOSAIK von Hannes Hegen – Comic in der DDR“ geschrieben und darin die Geschichte der populären Digedags und ihres Schöpfers nachgezeichnet und auch das politische Alleinstellungsmerkmal beleuchtet.
Im Dezember 1955 erschien die erste Ausgabe von 223 nachfolgenden. Die Digedags waren als Gegenstück zu westlichen Comics konzipiert und wurden zu einem Selbstläufer. 200.000 Exemplare zu Beginn und am Ende 1975 660.000 gingen weg wie „warme Semmeln“. Die viel zu wenigen Abos wurden vererbt und allen Sammlern blieb nur der regelmäßige Gang an den nächstgelegene Kiosk. Inzwischen sind die Digedags Sammlerexemplare von hohem Wert. Das erste Heft erzielt Preise von mehreren tausend Euro – selbst in gebrauchtem Zustand. Auch die Nachfolger der Digedags, die ab 1976 erscheinenden Abrafaxe, erreichten noch Kultstatus und sie gibt es heute noch. Somit ist das MOSAIK die am längsten erscheinende Comic-Reihe.
Im Videointerview gibt es von Prof. Lindner viele Hintergrundinformationen zu den Digedags. Zu bestellen ist die Broschüre über die Homepage der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen.
YouTube-Video
Veranstaltung
Deutsche, spiegelt Euch daran! – Eine Lesung zu Nettelbeck, Heldenverehrung und Versklavungshandel
22.08.2022 | 19:30 | Erfurt, Haus Dacheröden, Anger 37
Wie Joachim Nettelbeck zum nationalistischen Volkshelden wurde und welche Rolle dabei Versklavungshandel und Kolonialismus gespielt haben.
In der Debatte zur Umbenennung des Erfurter Nettelbeckufers in Gert-Schramm-Ufer war immer wieder, und zuletzt bei einer Veranstaltung im Erfurter Kulturquartier Anfang Mai 2022, zu hören: „Nettelbeck hat doch nur seine Heimatstadt Kolberg verteidigt. Dass er vom deutschen Nationalismus, der ja anfangs durchaus progressiv war, und von den Nazis instrumentalisiert wurde, dafür kann er nun wirklich nichts.“ Wie hat sich Nettelbeck selbst geäußert und wie diejenigen, die ihn zu einem nationalen Volkshelden gemacht haben: z.B. Gneisenau, Paul Heyse, Wilhelm II. oder Nazi-Schriftsteller und DDR-Historiker? In Form einer Lesung lässt die Veranstaltung die historischen Quellen sprechen. Zugleich wird die Behauptung, der deutsche Nationalismus sei anfangs progressiv gewesen, mit dem aktuellen Stand der Nationalismusforschung konfrontiert. Dabei zeigt sich: Nettelbeck schreibt sich in einen monarchistischen Preußen-Nationalismus ein, der schon vor der französischen Revolution und Napoleon xenophob und imperial-expansiv war. Seine Verehrung als Volksheld beruhte bereits im Nationalismus des 19. Jahrhunderts und selbst noch bei den Nazis auf einer Verharmlosung seiner Beteiligung am transatlantischen Versklavungshandel, die teils mit denselben Argumenten erfolgte wie heute.
Lesung mit Julia Maronde (Schauspielerin aus Erfurt), Einführung und Kontextualisierung: Dr. Urs Lindner (Universität Erfurt und Decolonize Erfurt). Eine Veranstaltung von Decolonize Erfurt in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen.
Veranstaltung
Yvonne Andrä / Stefan Petermann: Jenseits der Perlenkette. Eine Reise in die kleinsten Dörfer Thüringens
26.08.2022 | 19:00 | Hildburghausen, Ortsteil Häselrieth, Alte Dorfschule „Haselschul“, Häselriether Straße 70
Lesung und Präsentation
10 Dörfer. 4 Jahreszeiten. 2 Reisende.
Die Filmemacherin Yvonne Andrä und der Autor Stefan Petermann haben sich ein Jahr Zeit genommen für eine Reise durch Thüringen. Standen in den Vorgärten und Wohnzimmern der Dorfbewohner. Liefen die einzige Straße des Ortes hoch und runter. Waren bei Feuerwehrfesten dabei. Wanderten über die Weiden. Hörten zu, notierten und fotografierten. Und staunten, welch Vielfalt im Kleinen liegt und wie unterschiedlich die besuchten Gemeinschaften sein können. Entstanden sind Porträts der letzten Kleinstgemeinden Thüringens. Alle Orte eint, dass sie (noch!) selbstverwaltet sind und weniger als hundert Bewohner haben. Im Mittelpunkt stehen die Leben der Menschen und Themen wie Tradition, Landflucht, Natur, DDR-Geschichte, aber auch die Frage: Was heißt es, heute auf dem Land zu wohnen? Yvonne Andrä und Stefan Petermann fanden und beschreiben dabei weder ein Landlustidyll noch eine Provinzhölle. Sie schauen ganz genau hin und zeichnen, oft mit einem Augenzwinkern und immer sehr einfühlsam, Bilder der letzten noch selbstverwalteten kleinen Gemeinden.
Yvonne Andrä wuchs in Weimar auf, flüchtete 1989 in die Bundesrepublik und studierte an der Bauhaus Universität Weimar. Nach Beendigung ihres Studiums arbeitete sie zunächst als Journalistin, später ausschließlich als Autorin, Dokumentarfilmregisseurin und Produzentin. Ihre wichtigsten Dokumentarfilme sind „THE OTHER EUROPEANS in: Der zerbrochene Klang“ und „Pauls Schulweg“ und das Langzeitfilmprojekt „WEIMARleben“.
Stefan Petermann wurde 1978 in Werdau geboren. Seine Erzählungen wurden vielfach prämiert, unter anderem beim 14. MDR-Literaturwettbewerb, verfilmt und auf internationalen Festivals aufgeführt. 2010 erhielt er ein Literaturstipendium vom Kultusministerium des Landes Thüringen. Stefan Petermann lebt in Weimar.
Augustinerdiskurs
„Zeitenwende“!? Der Krieg gegen die Ukraine als europäische und globale Herausforderung für Frieden
01.09.2022 | 19:00 | Erfurt, Augustinerkloster, Augustinerstraße 10
Laut NATO-Strategie von 2010 galt Russland als strategischer Partner und ein konventioneller Angriff auf NATO-Territorien schien sehr unwahrscheinlich. Von China war keine Rede. Jetzt bezeichnet die NATO Russland als die größte Bedrohung und das Agieren Chinas als „systemische Herausforderung“ für die internationale Ordnung.
Ausgelöst durch den russischen Angriff auf die Ukraine erleben wir eine „Zeitenwende“: Die militärische und wirtschaftliche Unterstützung der Ukraine, die NATO-Norderweiterung und die Truppenverstärkung im Osten – wofür sind sie Anzeichen? Stehen wir gut 30 Jahre nach Ende des Kalten Kriegs am Beginn einer neuen Ost-West Auseinandersetzung? Stehen wir am Anfang eines langen Ringens zwischen demokratischen und autoritären Staaten? Was würde ein solches Ringen für unsere Gesellschaft, was für die Bundeswehr und ihre Soldaten bedeuten? Welche Konsequenzen hätte es für die Zusammenarbeit und den Dialog mit dem Globalen Süden?
Darum geht es am Weltfriedenstag bei einem Podium mit der ukrainischen Philologin, Kulturwissenschaftlerin und politischen Aktivistin Tetiana Lopashchuk, der Militärpfarrerin Barbara Reichert (Bad Salzungen) und dem Politikwissenschaftler und Publizisten Dr. Andreas Umland (Stockholm Centre for Eastern European Studies).
Einführung: Franz-Josef Schlichting (Leiter der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen), Moderation: Dr. Sebatian Kranich (Direktor der Ev. Akademie Thüringen)
Um Anmeldung wird gebeten.
Weitere Informationen
Veranstaltungsrückblick
Irina Scherbakowa und Halyna Petrosanyak zu Gast bei der LZT
Im Rahmen der Reihe "Weibliche Avantgarde aus dem östlichen Europa der 1920er- und 30e Jahre", initiiert und moderiert von Dr. Ulrike Müller, konnten unsere Gäste an insgesamt vier Abenden in Erfurt und Weimar zwei großartige Frauen und Stimmen der Gegenwart erleben.
Die weltweit bekannte russische Menschenrechtlerin und Historikerin Dr. Irina Scherbakowa hielt eine „Deutschstunde zur russischen Geschichte und Gegenwart“ im Kontext des Ukraine-Krieges. Besonders eindrucksvoll war ihre Analyse zur sowjetisch-russischen Gewaltgeschichte, deren mangelnde Aufarbeitung und ihr Fortwirken in der Gegenwart. Sie sprach davon, dass der russische Staat auch einen Krieg gegen die eigene Kultur führe und es aus dem Kulturbereich beachtlichen (teils passiven) Widerstand gäbe. „Russland muss diesen Krieg verlieren.“ Mit dieser notwendigen Niederlage verbindet sie die Hoffnung, dass auch die russische Gesellschaft wachgerüttelt werde.
Die ukrainische Lyrikerin und Essayistin Halyna Petrosanyak las aus früheren und aktuellen Texten und Gedichten. Dabei war es auch ihr wichtig, die stalinistische, genozidale Gewalt gegenüber der Ukraine und das Fortwirken daraus resultierender Erfahrungen zu beschreiben. Ihre aktuelle Lyrik ist zorniger geworden. Hauptanliegen des Abends war es für sie zu verdeutlichen, wie sehr es für die Ukraine und ihre Menschen um deren Existenz geht. Mit Unverständnis und Enttäuschung reagierte sie auf die Briefe deutscher „Intellektueller“, die sich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine aussprachen.
Über beide Veranstaltungen bzw. beide Frauen erschienen umfangreiche Beiträge in der regionalen Presse. Die Veranstaltungen fanden in Kooperation der Landeszentrale für politische Bildung, der Literarischen Gesellschaft Thüringen, dem Haus der Weimarer Republik, dem Kultur:Haus Dacheröden und dem Erfurter Herbstlese e.V. statt.
Vorankündigung
Aktionstage „Netzpolitik & Demokratie
Vom 14. bis 20.11.2022 finden bereits zum fünften Mal die bundesweiten Aktionstage „Netzpolitik & Demokratie" statt, die von den Landeszentralen sowie der Bundeszentrale für politische Bildung koordiniert werden. Wir laden dazu ein, selbst Teil der Aktionstage zu werden und sich mit eigenen Veranstaltungen zu beteiligen. Ob klassische Vorträge, Podiumsdiskussionen und Workshops oder Ausstellungen, Filmvorführungen und künstlerische Darbietungen zum Themenfeld - alle erdenklichen Formate – ob in Präsenz oder online – aus sämtlichen netzpolitischen Themenbereichen sind willkommen.
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