Veranstaltungen
22.09.2021 | 19:00 | Kino mon ami, Goetheplatz 11, 99423 Weimar
Karl Fruchtmann wurde 1915 in Meuselwitz in Thüringen geboren. Nach einer glücklichen Kindheit bedeutete die Machtübernahme der Nazis eine Zäsur: Ausgrenzung der Familie, Verhaftung, Haft im KZ Sachsenburg und im KZ Dachau. 1937 gelang ihm die Flucht nach Palästina. 1958 kehrte er nach (West-)Deutschland zurück, begann mit 43 Jahren beim Fernsehen zu arbeiten und wurde erfolgreicher TV-Regisseur bei Radio Bremen. Heute gilt der Autorenfilmer Fruchtmann als einer der eigenwilligsten Fernsehregisseure der alten Bundesrepublik, der dem Fernsehpublikum unter anderem vor allem auch das Unbegreifliche der Shoah begreifbar zu machen. Mit der zweiteiligen TV-Dokumentation „Zeugen des Holocaust“ legte er 1981 die erste umfassende Zeitzeugendokumentation zu diesem Thema im deutschen Fernsehen vor. Lange Zeit schien dieser in Thüringen aufgewachsene bedeutende jüdische Film-Erzähler vergessen, doch 2019 veröffentlichte die Deutsche Kinemathek ein Buch über Karl Fruchtmann und 2021 würdigte die ARD ihren ehemaligen Mitarbeiter mit dem animierten Dokumentarfilm „Wie der Holocaust ins Fernsehen kam“.
In unserer Filmreihe Jüdische Geschichte(n) zeigen wir das Ende der 1960er Jahre von Radio Bremen produzierte Fernsehspiel „Kaddisch nach einem Lebenden“, in dem Regisseur Fruchtmann seine eigene KZ-Haft verarbeitete. Aus der Perspektive eines Überlebenden wird von Peri erzählt, der nach dem früher mit ihm im KZ inhaftierten Bach sucht. Diese Suche erfolgt jedoch nicht im Spiegel der deutsch-nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaft, stattdessen verortet Fruchtmann die Geschichte in Israel, wo er auch drehte. In diesen Filmen werden die Perspektiven von Überlebenden, der Blick auf ihre psychische Versehrtheit und das Fortwirken der Vergangenheit in der Gegenwart für ein deutsches Fernsehpublikum sichtbar.
Als Gesprächspartner sind im Kino mon ami Weimar der lange Zeit in Marburg lehrende Filmwissenschaftler Prof. Dr. Karl Prümm und der Kameramann Günther Wedekind, der lange Zeit erfolgreich mit Karl Fruchtmann zusammengearbeitet hatte, zu Gast.
In unserer Filmreihe Jüdische Geschichte(n) zeigen wir das Ende der 1960er Jahre von Radio Bremen produzierte Fernsehspiel „Kaddisch nach einem Lebenden“, in dem Regisseur Fruchtmann seine eigene KZ-Haft verarbeitete. Aus der Perspektive eines Überlebenden wird von Peri erzählt, der nach dem früher mit ihm im KZ inhaftierten Bach sucht. Diese Suche erfolgt jedoch nicht im Spiegel der deutsch-nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaft, stattdessen verortet Fruchtmann die Geschichte in Israel, wo er auch drehte. In diesen Filmen werden die Perspektiven von Überlebenden, der Blick auf ihre psychische Versehrtheit und das Fortwirken der Vergangenheit in der Gegenwart für ein deutsches Fernsehpublikum sichtbar.
Als Gesprächspartner sind im Kino mon ami Weimar der lange Zeit in Marburg lehrende Filmwissenschaftler Prof. Dr. Karl Prümm und der Kameramann Günther Wedekind, der lange Zeit erfolgreich mit Karl Fruchtmann zusammengearbeitet hatte, zu Gast.
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