Veranstaltungen

17.03.2023 | 19:00 | Kranichfeld, Baumbachhaus, Baumbach-Platz 1
Vortrag und Gespräch mit dem Mitherausgeber Matthias Deinert, dem Zeitzeugen Martin Wendl und Julia M. Wendl
Adlige, Kunsthändler, „Republikflüchtlinge“, aber auch passionierte Sammler: Ganz unterschiedliche Gruppen wurden in sowjetischer Besatzungszone (SBZ) und DDR Opfer staatlich organisierten Kulturgutentzugs. Der Sammelband gibt einen Überblick zum Stand der wissenschaftlichen Aufarbeitung solcher Verluste zwischen 1945 und 1990. Befindet sich 1945–1990 verstaatlichtes Eigentum heute zu Recht in öffentlichen Sammlungen? Welche Arten des Entzugs gab es? Wer waren die Akteure? Wann, unter welchen Umständen kamen die Objekte in öffentliche Sammlungen? Und woher? Diese Fragen sind auch grenzübergreifend von Interesse. Entzogene Privatsammlungen und Stücke unsicherer Herkunft aus dem «Museumsfonds der DDR» wurden gegen Devisen auf dem internationalen Kunstmarkt verkauft. Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste widmet sich u.a. den Entziehungen von Kulturgütern in Sowjetischer Besatzungszone (SBZ) und DDR und ermöglicht seit 2017 Grundlagenforschung in diesem Bereich.

Matthias Deinert, geboren in Bärenklau, studierte bis 2009 an der Universität Potsdam Germanistik und Anglistik. Während des Studiums arbeitete er journalistisch. Nach dem Studium war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte tätig, später auch für den Museumsverband Brandenburg und für das Stadt- und Regionalmuseum im Schloss Lübben (Spreewald). Seit Mai 2017 ist er wissenschaftlicher Referent für Kulturgutentziehungen in SBZ/DDR im Fachbereich Kulturgutverluste im 20. Jahrhundert in Europa bei der Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg.

Martin Wendl gründete Anfang Juni 1991 gemeinsam mit Anke Wendl in Rudolstadt das heute international renommierte Kunst-Auktionshaus Wendl. Der studierte Germanist, Lektor und Autor des Greifenverlages Rudolstadt hatte als passionierter Kunst- und Antiquitätensammler bereits 1973 in der thüringischen Residenzstadt mit seiner damaligen Ehefrau die „Antiquitäten-Stube“ eröffnet. Für Liebhaber und Kenner schöner alter Dinge wurde dieser nur wenige Quadratmeter große Laden innerhalb kurzer Zeit ein beliebter und gefragter Anlaufpunkt, war er doch mehr als in Farbtupfer in der ansonsten eintönigen DDR-Warenwelt. 1987 wurden Wendls eines der Opfer der „Zwangsenteignung zwecks Devisenbeschaffung“ der so genannten Kunst und Antiquitäten GmbH Berlin-Mühlenbeck mit ihrem Drahtzieher Alexander Schalck-Golodkowski. Beinahe um die gesamte Existenz gebracht, blieb nur die Ausreise. Gleich nach der Wiedervereinigung ging es von Würzburg aus an die Vorbereitung zur Auktionshaus-Gründung in der alten Heimat. Am 9. November 1991 wurde die erste Auktion mit großem Erfolg durchgeführt. Inzwischen hat sich der einstige Familienbetrieb zu einem vierzehn Mitarbeiter umfassenden Unternehmen entwickelt. Nach ihren erfolgreich abgeschlossenen Universitätsstudien an den Instituten von Christie‘s und Sotheby‘s in London stieg 2017 auch Tochter Julia M. Wendl endgültig in das Familienunternehmen ein. Seit 2018 ist sie Gastdozentin im MA-Kurs Art Business bei Sotheby´s Institute of Art, London und Mitglied im Landessachverständigenausschuss für national wertvolles Kultur- und Archivgut des Freistaats Thüringen und seit 2020 Kuratoriumsmitglied der Kulturstiftung der Länder. Seit 2021 führt sie das Kunst-Auktionshaus als neue Inhaberin.
Mehr Informationen
Enteignet, entzogen, verkauft. Zur Aufarbeitung der Kulturgutverluste in SBZ und DDR
Die gewünschte Veranstaltung wurde nicht gefunden.
Menu: