Veranstaltungen

06.09.2024 | 19:00 | Rudolstadt, Stadtbibliothek Rudolstadt, Schulplatz 13
In Krawczyks Buch kommen jene zu Wort, die sich über Jahrzehnte dem ideologischen Zugriff des SED-Staates entzogen, die „aus der Reihe tanzten“, Sand waren im Räderwerk der Diktatur. Ihre Geschichten sind viel zu wenig bekannt, obwohl ihr Handeln den Herrschenden ein permanentes diffuses Gefühl der Unsicherheit vermittelte.
Stephan Krawczyk erzählt: „Mit mir wurden am 17. Januar 1988 viele andere verhaftet, die das Land verlassen wollten. Eine ganze Reihe derer hat bei den Verhören versucht, sich mit allen möglichen Geschichten in meine Nähe zu rücken, um die Ausreise zu beschleunigen. Wenn ich es mir heute überlege: Das ist doch unwürdig. Und auch der Polizist, der mir bei der Verhaftung fast das Handgelenk gebrochen hätte: Was für ein beschämend ungestalter Kerl durfte mich in Nullkommanichts in ein Bündel Angst verwandeln. Wenn die Groben das Sagen haben, haben die Feinen weniger zu lachen. Irgendwann sind die Räume so eng, dass man sich nicht mehr drehen kann. Kein Laut kam dem Sänger über die Lippen, der gefesselt und mit loderndem Handgelenk im Verhau eines Klein-Lkw-Kastens mit der Aufschrift „Speiseeis“ hockte.“

Stephan Krawczyk wurde 1955 in Weida geboren. Nach dem Studium der Konzertgitarre an der Franz-Liszt-Hochschule in Weimar arbeitete er seit 1980 als freiberuflicher Künstler. 1985 wurde der kritische Liedermacher und Sänger von den DDR-Behörden mit Berufsverbot belegt. Er trat in Kirchen auf und wurde zur Symbolfigur der DDR-Bürgerbewegung. Am 17. Januar 1988 wurde er im Zuge der Liebknecht-Luxemburg-Demonstrationen verhaftet und zur Ausreise aus der DDR gezwungen. Krawczyk arbeitet heute als Autor, Publizist, Liedermacher und Kabarettist. Er lebt in Berlin.
Stephan Krawczyk: Gelöste Stimmen: Berichte vom Widerstehen in der DDR
Für diese Veranstaltung ist derzeit keine Anmeldung möglich.
Menu: